Weinmeisterschaft 2024 – Österreich gegen Deutschland – Unsere 5. Weinverkostung am 15.11.2024

Zum mittlerweile fünften Mal trafen wir uns in unserem Saluteum zur Weinverkostung. Passend zur heurigen Europameisterschaft hat sich unser Weinakademiker Georg Aichinger folgendes Thema überlegt: Idente Rebsorten – verschiedene Herkunft (Österreich, Deutschland).

Die Anwesenden durften sich also auf spannende Vergleiche und, wie schon in den früheren Auflagen, kulturhistorisch interessante Zahlen, Daten und Fakten freuen.

Deutschland ist mit 103.000 Hektar Anbaufläche weltweit der neuntgrößte Weinproduzent, damit deutlich vor Österreich mit 48.000 Hektar, jedoch auch klar bspw. hinter Italien, Frankreich, Spanien, Australien und Südafrika. Ein Viertel der deutschen Anbaufläche ist dabei der Rebsorte Riesling gewidmet. Damit verfügt Deutschland über die weltweit größte Rieslinganbaufläche. Auch in Australien ist die Rebsorte Riesling sehr beliebt, was historisch mit deutschen Auswanderer:innen zu tun hat.

Diese Rebsorte wächst auf kalkhaltigen Böden, etwa dem Sedimentgestein Mergel. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr die Rebsorte in Deutschland eine unrühmliche Geschichte, es wurde nämlich primär auf Masse statt Klasse geschaut. Unser Vereinsmitglied Univ.-Prof. Dr. Reinhard Putz erinnert sich an einen Besuch auf einem französischen Weingut im Elsass in den 1980ern, wo sich der Winzer als sehr zufrieden mit den deutschen Weinen zeigte, da diese so schlecht seien, dass die echten Weinkenner weiter seinen Wein trinken würden.

Georg und Astrid Aichinger neben den verkosteten Weinen (© Freundeskreis Pesthaus).

Der Name „Riesling“ selbst wurde schon im 14. Jahrhundert erwähnt und zwar auf einer Rechnung für den Graf Johann IV. von Katzenelnbogen. Von kurios-lustigen Namen von Einkäufern guten Weins zurück zu unserer Verkostung im Sinne einer „Weinmeisterschaft“: Die Anwesenden waren sich trotz der Ausführungen und Anekdoten uneins, ob es der österreichische Riesling Urgestein aus dem Weinviertel oder der Riesling Ungstein aus der Pfalz verdient hätte, als Sieger genannt zu werden. Nach einem fairen Remis fuhr Georg Aichinger mit der nächsten Spielrunde, den Grauburgundern fort.

Im 13. oder 14. Jahrhundert soll die fruchtig-süße Rebsorte von Zisterziensermönchen aus dem Burgund in die restliche Welt und damit auch nach Österreich gebracht worden sein. Das Synonym „Grauer Mönch“ findet keine Verwendung mehr, die französische Betitelung als Pinot gris sehr wohl. In Italien wird der Grauburgunder als Pinot grigio bezeichnet, in Deutschland auch als Ruländer, nach dem deutschen Kaufmann Johann Seger Ruland, der die Rebsorte in seinem Garten anpflanzte. Wer hätte das gedacht, aber die anwesenden Geschmäcker konnten sich auch hier nicht eindeutig zwischen dem Vulkanland und der Pfalz entscheiden.

Nach diesen ersten beiden unentschiedenen Matches wurde es ernst, die Gruppenphase war vorbei und die KO-Phase begann mit dem ersten Treffen zweier Rotweine. Sowohl in Österreich als auch in Deutschland werden dabei deutlich weniger Rot- als Weißweinsorten angebaut, der Pinot noir, oder Spät- bzw. Blauburgunder gehört dabei zu den beliebteren Rotweinerzeugnissen. Die österreichische Thermenregion konkurrierte in dieser Runde mit der deutschen Pfalz. Während deren Verkostung berichtete Georg Aichinger mit einem Blick auf unseren Vereinsfokus der Medizingeschichte, dass bereits ab den 1980ern postuliert wurde, dass die Französ:innen aufgrund ihres Rotweinkonsums trotz Rauchens und höherer Mengen an gesättigten Fettsäuren weniger tödliche Herzinfarkte hätten, was als „french paradox“, also französisches Paradox in die Medien ging. Die Laune beim Genuss des Pinot noir stieg, sank aber sogleich, hörend, dass dieses Paradox mittlerweile als falsch wiederlegt wurde.

In der Finalrunde trafen Blaufränkische Vertreter aus dem Mittelburgenland und der Pfalz aufeinander, sicherlich ein würdiger Abschluss dieses unterhaltsamen Turniers. Die Rebsorte Blaufränkisch stammt ursprünglich wohl aus Slowenien und stellt eine natürliche Kreuzung zwischen der blauen Zimmettraube und dem Weißen Heunisch dar. Georg Aichinger motiviert zwischen seinen Ausführungen die Anwesenden mit diesen „frischen trinkfreudigen Weinen“ für die letzte Runde. Die Italiener bezeichnen diese Rebsorte als Franconia. Die Herkunft des Wortes im Deutschen geht wohl auf die Napoleonische Truppen zurück, die im besetzten Ungarn mit roten Francs zahlen wollten, für den guten Wein, wozu eben auch der Blaufränkische zählte, aber auf echte, auch in Frankreich verwendete blaue Francs zurückgreifen mussten. Diese letzte Runde entlockte dem Weinakademiker die doppeldeutige Frage, ob denn nun die Österreicher oder die Deutschen breiter sind. Eine Frage, die von den Anwesenden naturgemäß unterschiedlich beantwortet wurde, und so fiel diese Weinmeisterschaft tatsächlich unentschieden aus. Das ansonsten übliche Elfmeterschießen, das in unserem Kontext wohl einem schnellen Trinken vieler unterschiedlicher Weine entsprechen würde, haben wir aufgrund der Entlarvung des französischen Paradox als unwahr lieber auf ein anderes Mal vertagt.

Wie schon in den Vorjahren hat sich auch dieses Mal unsere stv. Obfrau um die kulinarischen Belange gekümmert und genau die richtigen Kleinigkeiten auf den Tisch gestellt, um einer Weinverkostung bis zum Schluss adäquat folgen zu können.

Die nächste Abhaltung unserer Weinverkostung wird 2025 in einem ganz besonderen Rahmen stattfinden, Details dazu folgen.

Abschließend gilt es Georg und Astrid Aichinger erneut einen großen Dank für ihren wiederholten Einsatz für unseren gemeinsamen Verein auszusprechen!

Die anwesenden Verkoster:innen im Saluteum (© Freundeskreis Pesthaus).