Exkursion nach Berlin vom 17.05. bis 20.05.2024

Am Freitagmorgen des 17.05. trafen sich insgesamt 26 Personen zur mittlerweile sechsten Exkursion unseres Vereins. Dieses Mal sollte es nach Berlin gehen. Auch heuer wieder stellte sich bereits von Anbeginn an eine sehr freundschaftliche Atmosphäre ein. Die bei vielen Mitreisenden bereits im Vorfeld kommunizierte Vorfreude, bestätigte sich damit schon zu einem frühen Zeitpunkt unserer gemeinsamen Reise.

Die Anwesenden teilten bei diesem Zusammenkommen am Hauptbahnhof Innsbruck Reminiszenzen an die bisherigen Exkursionen (Basel 2018, Padua 2019, Wien 2021, Heidelberg 2022 und Bologna 2023). Nach den schwierigen Umständen am Beginn der Zugreise nach Bologna, verliefen die Fahrt nach München, der dortige Umstieg und die Weiterfahrt nach Berlin äußerst problemlos. Unser ICE-Zug fuhr auf der zweiten Strecke in beeindruckend hohem Tempo mit knapp 300km/h, verzeichnete aber dennoch insgesamt eine halbe Stunde Verspätung. Unsere Reisegruppe war sich aber einig, dass dies beim aktuellen Ruf der Deutschen Bahn regelrecht einem pünktlichen Ankommen entspricht.

Die Distanz vom Hauptbahnhof Berlin zu unserem Hotel war zu Fuß in wenigen Minuten zu schaffen, so dass wir bereits kurze Zeit nach unserer Ankunft in Berlin unsere Zimmer beziehen konnten. Alle hatten dann noch eine kurze Verschnaufpause, bevor es dann mit dem Bus zum ersten Programmpunkt, dem Anti-Kriegs-Museum gehen sollte. Letztlich erreichten wir das Museum, doch mit einer knappen halben Stunde Verspätung, die der Bus auf sich warten ließ. An unserem Ziel angekommen, wurden wir von Tommy Spree persönlich, dem Enkel des Museumsgründers Ernst Friedrich, empfangen und in die Geschichte und Hintergründe dieses einzigartigen Museums geführt. Der Pazifist und Schriftsteller Ernst Friedrich eröffnete dieses 1925, um auf die Schrecken des Krieges hinzuweisen. Sein literarisches Hauptwerk „Krieg dem Kriege“ wurde mittlerweile über eine halbe Million mal gedruckt. Ein Höhepunkt dieses Besuchs war der Original-Luftschutzkeller aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Tommy Spree versetzte unsere Gruppe in eindrucksvoller Weise in die Perspektiven der in der damaligen Zeit in diesem Keller harrenden Personen, und ging dabei auch auf die aktuelle Situation in der Ukraine ein, wo aufgrund von Luftangriffen auch in der Gegenwart Personen in solchen Luftschutzkellern Zuflucht suchen müssen. Es war ein eindrucksvoll bewegender Besuch und unsere Gruppe empfand (und empfindet) für Tommy Spree, seinen Großvater Ernst Friedrich und das gesamte Team des Anti-Kriegs-Museums hohen Respekt und große Dankbarkeit für ihr verdienstvolles und wichtiges Engagement!

Unsere Reisegruppe im Anti-Kriegs-Museum, vorne links im Bild Tommy Spree (© Ch. Brezinka).

Auch der Rückweg zum Hotel mit dem Bus entspann sich zu einer Geduldsprobe, letztlich verließen wir aufgrund des stockenden Verkehrs sogar schon eine Haltestelle früher dieses an diesem Freitag in Berlin wenig effiziente Transportmittel. Einige machten noch einen kurzen Abstecher ins Hotelzimmer, die meisten machten sich schon auf den Weg in unser Restaurant für das gemeinsame Abendessen. Selbstverständlich war unsere Gruppe im Restaurant Neumann’s vorangekündigt, doch mussten wir über eine Stunde für das Abendessen warten, und bei einigen Mitfahrenden wurden sogar die Bestellungen nicht an die Küche weitergeleitet. Davon abgesehen nutzte unser Obmann Mag. Dr. Christian Lechner die Gelegenheit, um unserer Rechnungsprüferin Christine Bloch zur ihrem rezenten runden Geburtstag zu gratulieren.

Trotz den vereinzelten Geduldsproben am Anreisetag war die Gesamtbilanz des ersten gemeinsamen Tages in Berlin natürlich eine positive und alle Mitfahrenden waren schon voll der Vorfreude auf die anstehenden Programmpunkte.

Der Samstag, der im Programm als „Charitétag“ tituliert wurde, führte unsere Gruppe nach einem guten Frühstück zum Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité. Dort wurden wir von unserem hervorragenden Museumsführer Herr Werner durch die Dauer- und die Sonderausstellung geführt und erfuhren von den wichtigsten Entwicklungen in der Berliner Medizin im 19. Jahrhundert, die zu einem weltbekannten Ruf der „Berliner Schule“ führten. Letztlich waren es Mediziner wie Rudolf Virchow, Emil von Behring, Paul Ehrlich und Robert Koch, die gegen die Jahrhundertwende hin die moderne Medizin etablierten und etwa in der Pathologie das Loskommen der antiken Humoralpathologie nach Hippokrates zu einem naturwissenschaftlichen Verständnis der Zellularpathologie ermöglichten.

Unsere Reisegruppe vor dem Medizinhistorischen Museum der Charité (© Ch. Brezinka).
Unsere Reisegruppe in der Hörsaalruine des Medizinhistorischen Museums (© M. Rätz-Golser).

Nach einer individuell verbrachten Mittagspause erwartete uns am frühen Nachmittag Prof. Dr. Thomas Beddies, stv. Leiter des Instituts für Geschichte und Ethik in der Medizin der Charité, der uns eine Führung durch die von ihm mitkonzipierte Ausstellung GeDenkOrt.Charité – Wissenschaft in Verantwortung gab und uns hierdurch einen Einblick in wohl das traurigste Kapitel der Medizingeschichte, nämlich in der Zeit des Nationalsozialismus ermöglichte. Die Reisegruppe war äußerst betroffen von den zahlreichen Leidensgeschichten, von denen Prof. Beddies berichtete. In zahlreichen Rückmeldungen nach diesem Programmpunkt (und auch nach der Exkursion selbst) an unseren Obmann Dr. Lechner bestätigten die Mitfahrenden, für wie wichtig sie solche Ausstellungen in Anbetracht aktueller politischer Entwicklungen weltweit empfinden.

Unsere Reisegruppe vor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Neurologie gemeinsam mit Prof. Beddies (© Ch. Lechner).
Eindruck von der Ausstellung (© Ch. Lechner).

Das Abendessen am Samstag gelang erfreulicherweise äußerst problemlos und die gesamte Gruppe verbrachte einen sehr angenehmen Abend im Restaurant Nolle. In diesem Lokal ganz im Art déco-Stil wurden die bestellten Speisen trotz unserer Gruppengröße sehr schnell gebracht, das Essen schmeckte hervorragend und die Mitarbeiter:innen des Restaurants waren schnell, freundlich und aufmerksam, ein rundum gelungener Abschluss nach einem sehr informativen Charitétag.

Beim Abendessen im Restaurant Nolle (© Ch. Lechner).

Der Sonntag wurde wie geplant komplett am Wannsee verbracht, glücklicherweise spielte, wie schon an den beiden Vortagen, das Wetter mit, und nur kurz kam es zu einem Regenschauer bei ansonst beinah wolkenlosem Himmel. Mit den Öffis ging es unkompliziert an den Wannsee und auch der dortige Bus transportierte unsere Gruppe ohne Verspätung an unser erstes Ziel, die Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannseekonferenz. In diesem Gebäude wurde am 20.01.1942 die aus nationalsozialistischer Perspektive sog. „Endlösung der Judenfrage“, also der Holocaust, besprochen und koordiniert. Alle für diese Zwecke verantwortlichen politischen Stellen waren vertreten. An diesem Gedenkort erhielten wir ebenfalls eine hervorragende Führung.

Unsere Reisegruppe vor dem Haus der Wannseekonferenz (© Ch. Lechner).
Reisegruppe im Haus der Wannseekonferenz (© H. Ehwald).

Für das Mittagessen wechselten wir in das nahegelegene Bootshaus Bolle, wo wir bereits unsere Essensbestellung im Vorfeld deponiert hatten, und entsprechend schnell und sehr gut bewirtet wurden. Nach dieser feinen Mittagspause verbrachten alle individuell bzw. in kleineren Gruppen etwas Zeit in der schönen Natur am Wannsee, bevor wir uns alle am Nachmittag an der Liebermann-Villa für Führungen durch das Haus und den wunderschönen Garten einfanden. Diese Wannseevilla wurde nach den Vorstellungen des berühmten Malers Max Liebermann (1847-1935) errichtet. Die Zeit verging sehr schnell und schon kurz darauf waren wir wieder am Weg zurück ins Stadtzentrum und damit zu unserem Hotel. Nach kurzer Verschnaufpause spazierten wir ins Ristorante Sapori di Casa für ein hervorragendes italienisches Abendessen.

Ein Teil unserer Reisegruppe bei der Führung durch den Garten der Liebermann-Villa (© Ch. Lechner).
Unsere Reisegruppe vor der Liebermann-Villa (© Ch. Brezinka).

Am letzten Tag unserer Exkursion trafen wir uns am Montagmorgen noch am Dorotheenstädtischen Friedhof, erfreulicherweise in Fußgehreichweite unseres Hotels. Dort wurden wir von unserem Vereinsfreund ao. Univ.-Prof. Dr. Christoph Brezinka über den Friedhof bzw. zu den Grabstätten berühmter Mediziner, wie etwa Christoph Wilhelm Hufeland (1762-1836) geführt. Auch dieser letzte Programmpunkt war wieder sehr spannend und informativ. Anschließend verbrachten die meisten Mitfahrenden noch etwas Zeit in der Stadt, bevor wir uns schließlich schon wieder beim Hotel bzw. am Bahnsteig für die Heimfahrt treffen mussten. Diese verlief komplikationslos und sogar mit schnellerer Ankunft in München, wo wir umsteigen mussten, als im Fahrplan angekündigt. Dies ermöglichte ein problemloses Umsteigen in einen der neuen Railjets, welcher uns pünktlich wieder zurück nach Innsbruck brachte.

Unsere Reisegruppe am Dorotheenstädtischen Friedhof (© H. Ehwald).
Blick auf den Bettenturm der Charité vom Dorotheenstädtischen Friedhof (© Ch. Lechner).

Die Mitfahrenden waren abschließend voll des Lobes für die Organisation. Für die Organisierenden war es erneut eine große Freude, eine derart unkomplizierte und reiseerfahrene Gruppe in erfreulich freundschaftlicher Atmosphäre durch diese schöne Stadt zu begleiten.

Wir freuen uns schon auf die Exkursion im nächsten Jahr, dann soll es nach Florenz gehen.