Medizinische Therapien in der Psychiatrie Hall in Tirol in der Zwischenkriegszeit
Mag. Dr. Christian Lechner (Innsbruck)
Das erfreulich große Interesse an den beiden unter anderem vom Freundeskreis Pesthaus veranstalteten Vortragsabenden im Jänner 2016 (Univ.-Prof. Dr.phil. Thomas Beddies/Berlin „Die Geschichte der Berliner Kinderheilkunde während des Nationalsozialismus“) und April 2016 (Ass.-Prof. i.R. Dr. Karl-Heinz Künzel/Innsbruck „Ötzi und seine Zeit in Innsbruck“) hat zum Beginn der Reihe „Medizin und Geschichte Innsbruck“ (verkürzt MuGI) geführt.
Die MuGI-Abende werden gemeinsam von der Innsbrucker Kinderklinik (zu dieser Zeit interim. Leiter: ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Thomas Müller) und dem Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie (Leiterin: ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Margret Friedrich) der Universität Innsbruck, unterstützt durch die Hypo Tirol Bank und den medizinhistorischen Verein Freundeskreis Pesthaus, organisiert.
Den ersten solchen Vortrag hat nun der Initiator der Reihe, Mag. Dr. Christian Lechner, selbst bestritten. Thema waren die medizinischen Therapien in der Psychiatrie Hall in Tirol in der Zwischenkriegszeit.
Unsere vorherige Ausstellung „Medizin in Vitrinen“ wurde am 11.11.2016 wieder zurück ins Depot gebracht. Damit konnten diese spannenden medizingeschichtlichen Objekte beinahe ein Jahr lang der interessierten Öffentlichkeit gezeigt werden. Bereits wenige Monate früher jedoch, haben wir beschlossen, die Vitrinen gleich anschließend für eine neue Ausstellung zu nützen. Konzipiert wurde diese von unserem Vereinsfreund Dr. Henri Kugener, gebürtiger Luxemburger, der erst seit Anfang 2016 in Innsbruck weilt. Selbst ein großer Sammler medizinhistorischer Objekte, welche allesamt auf seiner Homepage in vorbildlicher Art und Weise aufgelistet sind und mit interessanten historischen Details vorgestellt werden, hat er aus seiner eigenen Sammlung eine Ausstellung rund um das Blut zusammengestellt.
Die Suche nach einem passenden Ausstellungsort hat uns letztlich ins Büro des Geschäftsführers des Krankenhauses St. Vinzenz Zams geführt. Dipl. KH-Bw. Bernhard Guggenbichler war erfreulicherweise sofort bereit, uns das Eingangsfoyer für die Ausstellung zur Verfügung zu stellen. Vermittelt hat dieses Treffen unser Vereinsfreund Univ.-Prof. Dr. Edwin Knapp!
Am 11.11. wurden die fünf Vitrinen, weiterhin dankenswerterweise ausgeliehen vom Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck (Direktor: DDr. Lukas Morscher), also ins KH St. Vinzenz Zams transportiert und im Foyer aufgestellt. In den folgenden Tagen bestückte Dr. Kugener diese auf sorgfältige und wohl überlegte Weise. Seine Ausstellung „Ein Tropfen Blut“ zeigt dabei medizinhistorische Objekte zu den Themen Aderlass, Blutstillung, Blutübertragung, Blutdruckmessung und Blut im Laboratorium.
Am 22.11. organisierten wir gemeinsam mit der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit des KH St. Vinzenz Zams (Fr. Martina Pichler) eine Eröffnungsveranstaltung. Dazu fanden sich erfreulicherweise etwa 30 interessierte Gäste ein, welche zuerst von Herrn Primar Univ.-Prof. Dr. Ewald Wöll, dem ärztlichen Direktor des Krankenhauses, freundlich begrüßt wurden. Anschließend begrüßte unser Vereinsobmann, HR Dr. Christoph Neuner, die Anwesenden und stellte dabei auch unseren Verein vor. Danach führte Dr. Kugener die Gruppe durch die von ihm ausgewählten Objekte, erklärte die Funktionsweisen und Entstehungsgeschichten der einzelnen Geräte und Biographisches sowie Anekdotenhaftes über die jeweiligen Erfinder und Entwickler.
Nach diesen spannenden und interessanten Ausführungen lud das KH St. Vinzenz Zams noch zu einem gemeinsamen Getränk und Brötchen ein. Eine angenehme Gelegenheit, um die Geschichten rund um die Objekte nochmals zu diskutieren und Revue passieren lassen zu können.
Über die Ausstellung selbst und die Führung am neuen Standort erschien auch ein entsprechender Artikel im Intranet des KH St. Vinzenz Zams.
Am Samstag, den 15.10.2016, fuhren wir gemeinsam vom Innsbrucker Hauptbahnhof mit dem Zug nach Südtirol, genauer nach Brixen, um das dortige Pharmaziemuseum zu besuchen. Nach einer interessanten Fahrt voller Diskussionen und Erzählungen trafen wir uns mit einigen bereits am Vormittag vorausgefahrenen Vereinsfreundinnen und -freunden am Brixner Domplatz noch auf einen gemütlichen Espresso oder Cappuccino in der Sonne.
Anschließend mussten wir nur mehr wenige Schritte zum Museum selbst spazieren, wo wir bereits freundlich vom Ehepaar Peer empfangen wurden. Diese leiten und führen das Museum in organisatorischer und fachlicher Hinsicht, rechtlich wird es vom Verein RECIPE! getragen. Das Pharmaziemuseum selbst findet sich auch gleich neben bzw. über der Apotheke der Familie Peer und stellt vor allem historische Objekte aus eben dieser Apotheke aus, welche immerhin bereits 1602 eröffnet wurde (seit 1787 im Besitz der Familie Peer). Dennoch will sich das Pharmaziemuseum, welches Objekte aus den letzten gut 400 Jahren ausstellt, nicht als Erzähler der Peer’schen Apotheken- bzw. Familiengeschichte verstanden wissen, sondern als Museum für die gesamte Brixner und Südtiroler Apotheken- und Pharmaziegeschichte.
Eingangs erzählten uns die Peers einige spannende Dinge über die lokale Entwicklung der Apotheken, sowie über die Entstehungsgeschichte des Museums selbst. Dann führten sie uns in das oberste Stockwerk des schönen und verwinkelten Hauses, wo das Depot untergebracht ist. Dort konnten die historischen Einrichtungsgegenstände und Möbelstücke der Apotheke Peer besehen werden. Kleinere Gegenständen fanden sich in den zahlreichen Regalen bereits schön geordnet und inventarisiert, wobei die Gesamtinventarisierung noch nicht abgeschlossen ist. Auch der professionelle Arbeitsplatz für diese anhaltende Inventarisierung samt Fotostation wurde uns bei dieser Gelegenheit gezeigt. Im Anschluss gingen wir gemeinsam ins Museum selbst. Dort wird neben der Dauerausstellung gerade auch die Sonderausstellung „Apotheke Steinreich“ gezeigt. Mit einigen Anekdoten und vielen fachlich interessanten Informationen wurden wir von dem routinierten Ehepaar Peer durch die Ausstellungsräume geführt. Die zahlreichen Mitreisenden honorierten die interessante Führung am Ende mit viel Applaus. Obwohl die Zeit schon recht fortgeschritten war, bestand aufgrund der lebendigen Erzählweise noch keine allzu große Müdigkeit, so dass noch einige Fragen gestellt bzw. Kommentare diskutiert wurden.
Mittels Taxitransfer fuhren wir anschließend direkt von der Apotheke zu unserem nächsten Ziel, dem Restaurant Köfererhof, wo wir gemeinsam ein sehr gutes Törggelen-Menü genießen konnten. Gerne wären wir dabei noch länger in sympathischer und gemütlicher Atmosphäre sitzen geblieben, leider mussten wir uns aber schließlich wieder zum Bahnhof bringen lassen, um zusammen wieder nach Innsbruck zurückzufahren. Insgesamt ein wirklich gelungener, informativer und gemütlicher Ausflug!
Ein MuGI-Abend pro Semester, möglichst im Mai für das Sommer- bzw. im November für das Wintersemester!
Themen aus der Gesundheits- und Medizingeschichte.
Einschlägige ExpertInnen werden zu ihren jeweiligen Spezialgebieten referieren.
Zielpublikum ist aber dennoch die interessierte Öffentlichkeit, dezidiert nicht die Fachwelt!
Entsprechend ist kein spezielles (medizin)historisches Vorwissen für die Vorträge erforderlich.
Nicht nur lokale, sondern auch nationale und internationale Fachleute werden eingeladen.
Anschließend immer Möglichkeit zur informellen Diskussion!
Vorgeschichte
Das erfreulich große Interesse am medizinhistorischen Wahlfach, welches an der Medizinischen Universität Innsbruck erstmalig wieder ab dem Wintersemester 2015/16 von Mag. Dr. Christian Lechner (Kinderklinik) und Dr. Hannes Stofferin (Anatomie) mit großer und wichtiger Unterstützung von Univ.-Prof. Dr. Gerhard Gaedicke (zu dieser Zeit geschäftsführender Direktor des Departments Kinder- und Jugendheilkunde) angeboten werden konnte, motivierte schon früh zur Planung und Organisation weiterer gesundheits- und medizingeschichtlicher Veranstaltungen.
Auf Anregung von Prof. Gaedicke wurde im Rahmen der erwähnten Lehrveranstaltung „Einführung in die Geschichte der Medizin“ für einen zusätzlichen Vortrag der deutsche Medizinhistoriker Univ.-Prof. Dr.phil. Thomas Beddies vom Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin der Charité Berlin eingeladen, der am 19.01.2016 vor großem Publikum über „Die Geschichte der Berliner Kinderheilkunde während des Nationalsozialismus“ referierte. Organisiert und veranstaltet haben diesen Vortragsabend der Freundeskreis Pesthaus und ALUMN-I-MED, der AbsolventInnenverein der Medizinischen Universität Innsbruck.
Der große Erfolg der Veranstaltung ließ schon früh einen weiteren medizinhistorischen Vortrag im Sommersemester 2016 planen. Dieses Mal sollte allerdings ein Lokalbezug hergestellt werden und so berichtete Ass.-Prof. i.R. Dr. Karl-Heinz Künzel (ehemals Anatomie Innsbruck) am 06.04.2016 anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums des Fundes über „Ötzi und seine Zeit in Innsbruck“. Diesen Abend organisierte der Freundeskreis Pesthaus zusammen mit der Innsbrucker Kinderklinik. Auch Prof. Künzel referierte in einem fast vollen Hörsaal vor etwa 250 interessierten Anwesenden.
Diese beiden so erfreulich gut besuchten Vorträge mit ihren anschließenden spannenden und interaktiven Diskussionen, motivierten Mag. Dr. Lechner und Prof. Gaedicke zu einer Fortführung dieser Veranstaltungen unter eigener Flagge. Jedes Semester (möglichst Mai und November) soll und wird ein gesundheits- und medizinhistorischer Vortragsabend mit Diskussion stattfinden. Das Zielpublikum für diese Vorträge ist dabei dezidiert die interessierte Öffentlichkeit und nicht die Fachwelt!
Anschließend wird bei einem Getränk immer die Möglichkeit zu einem informellen Austausch bestehen. Entsprechend wurde ein Sponsor gesucht und erfreulicherweise in der Hypo Tirol Bank (Leiter der Klinikfiliale: Roland Schreier) gefunden.
Die Vorträge werden von wechselnden ReferentInnen bestritten, wobei nicht nur lokale, sondern auch nationale sowie internationale Fachleute eingeladen werden sollen. Zur entsprechend notwendigen Vernetzung mit der medizinhistorischen Fachwelt schlug Mag. Dr. Lechner eine Kooperation mit dem Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie (Leiterin: ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Margret Friedrich) der Universität Innsbruck vor. Erfreulicherweise war die dort tätige renommierte Medizinhistorikerin ao.Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Dietrich-Daum gerne bereit, an dieser Reihe mitzuwirken.
Die Beteiligung und Unterstützung des Freundeskreis Pesthaus an dieser Reihe war erfreulicherweise bereits früh zugesagt worden, als einzigem medizinhistorischen Verein in Tirol eine nahliegende Selbstverständlichkeit.
Als letztes musste noch ein entsprechender Name für diese Reihe geschaffen werden, der auch einen Lokalbezug herstellt. Nach interner Diskussion einigten sich alle Beteiligten letztlich auf „MuGI“, stehend für „Medizin und Geschichte Innsbruck“.
Erfreulicherweise durften wir vom 19. Juli bis zum 30. September 2016 einige ausgewählte Objekte unserer Sammlung in der Schauvitrine der Bibliothek des Ferdinandeums ausstellen. Diese Vitrine fällt allen BesucherInnen der Bibliothek sofort ins Auge, nachdem sie direkt im Eingangsbereich positioniert ist. Die Möglichkeit, in dieser Spezialbibliothek für gesamttirolische Landeskunde, in der regelmäßig interessante und spannende Veranstaltungen stattfinden, einige repräsentative Objekte vorzeigen zu dürfen, verdankten wir dem Kustos der Bibliothek, Herrn Mag. Roland Sila.
Bislang konnten wir Teile unserer Sammlung bereits in einigen unterschiedlichen Institutionen ausstellen, das Bestücken dieser Vitrine in der Ferdinandeumsbibliothek ist für uns aber von besonderer Bedeutung und hat uns sehr geehrt, immerhin ist die Bibliothek Teil des Ferdinandeums selbst.
Ausgestellt wurden Blutdruckmessgeräte, Hämometer zur Bestimmung des Hämoglobingehaltes von Patientenblut, ein Hochfrequenz-Strahlapparat, eine Schimmelbuschmaske, Albuminimeter zur Messung von Protein im Harn, unterschiedliche Medikamentenpackungen und drei Mikroskope.
Wir hoffen, im nächsten Jahr im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung nochmals mit Objekten in die Bibliothek zurückkehren zu dürfen und bedanken uns jedenfalls herzlich für die hervorragende Zusammenarbeit!
Obmann HR Dr. Christoph Neuner und Sammlungsbeauftragter Mag. Dr. Christian Lechner haben den diesjährigen Gesamttiroler Museumstag im Gemeindemuseum Absam besucht. Das Motto der diesjährigen Tagung stand ganz im Sinne von „Netze knüpfen“ und dem „Mehrwert der Kooperation in der Museumslandschaft“. Eröffnet wurde der Tag von den politisch für die museale Kulturlandschaft Verantwortlichen der drei Tiroler Landesteile: Landesrätin Dr. Beate Palfrader (Tirol), Landesrat Tiziano Mellarini (autonome Provinz Trient) und Landesrat Florian Mussner (Autonome Provinz Bozen – Südtirol). Vorher begrüßte noch der Absamer Bürgermeister Arno Guggenbichler die TagungsteilnehmerInnen. Auch Dr. Benedikt Erhard (Abteilung Kultur, Land Tirol) äußerte seine Gedanken zum Tagungsmotto.
Anders als im letzten Jahr gab es dieses Mal keine Kurz- oder Impulsvorträge, sondern das Programm bestand aus einem Dialogforum in wechselnden Kleingruppen. Das dazugehörige Konzept nennt sich „Worldcafé“ und wurde den TeilnehmerInnen von Patricia Munro erläutert: In Gruppen von vier bis fünf Personen wird ein Thema über 20 bis 30 Minuten diskutiert, dabei soll eingangs eine kurze Vorstellung der jeweiligen Gruppenmitglieder erfolgen, anschließend zum konkreten Thema gesprochen werden. Dabei darf nur derjenige sprechen, der den „talking stick“ in der Hand hält, die anderen sollen derweil konzentriert zuhören und nicht unterbrechen, bevor sie selbst an die Reihe kommen. Im Anschluss an solch eine Runde wechseln, bis auf eine Person, alle anderen den Tisch. Am nächsten Tisch sollten möglichst keine TeilnehmerInnen sitzen, die man bereits kennt. Auf diese Weise konnten innerhalb von wenigen Stunden am Vor- wie Nachmittag über 20 neue Personen kurz kennengelernt werden. Eine überaus effektive Methode des gegenseitigen Vernetzens also, dieses „Worldcafé“.
Unter anderem sollten dabei Ideen gesammelt werden, um die Kooperation in der Tiroler Museumslandschaft zu verbessern und auch Synergien zur Bewerbung selbiger geschaffen werden. Ein Gedanke dabei war eine Online-Aufstellung aller Tiroler Museen und (privaten) Sammlungen mit Kurzbeschreibung der jeweiligen Inhalte. Eventuell könnten auch die bisher erstellten Sonderausstellungen mit aufgelistet werden, damit eine andere Einrichtung bei Interesse diese Ausstellung nochmals an einem anderen Ort präsentieren könnte. Auch eine Koordination solcher möglichen Kooperationen über eine zentrale Stelle scheint ein guter Gedanke.
Die Öffentlichkeitsarbeit via neuer Medien stellt natürlich eine sehr wichtige Säule insbesondere für die Sichtbarkeitsmachung bei den jüngeren Generationen dar, deswegen wurde auch vorgeschlagen, auf den jeweiligen Homepages der Museen und Sammlungen per Link auf sämtliche andere Tiroler Museen zu verweisen.
Wichtig war für sehr viele TeilnehmerInnen auch, ihre Hoffnung auszudrücken, dass besonders die einfacher realisierbareren Punkte möglichst nicht im Sande verlaufen und auch wirklich umgesetzt werden sollten.
Insgesamt war diese Veranstaltung ein erfolgreicher Tag für den Freundeskreis Pesthaus, welcher dadurch wiederum einigen neuen Kulturschaffenden bekannt gemacht werden konnte.
Am Dienstag, den 20. September 2016, trafen sich etwa 60 Interessierte beim Innsbrucker Pesthaus, um gemeinsam von Frau Christine Weber, einer staatlich geprüften Fremdenführerin, durch die Stadt geführt zu werden. Das besonders Bemerkenswerte am Treffpunkt, immerhin namensgebend für unseren Verein, besteht darin, dass wir uns noch nie direkt dort getroffen hatten. Sehr erfreulich also, dass sich zu diesem Ereignis gleich so überraschend viele TeilnehmerInnen eingefunden hatten.
Frau Weber erzählte uns von der Geschichte dieses Pesthauses, dessen betreuenden Ärzten und den darin behandelten bzw. untergebrachten PatientInnen. Der Grund, warum diese Einrichtung im Osten der Stadt errichtet wurde, liegt im in der Regel vom Westen kommenden Wind im Tiroler Inntal, der die als krankheitsverursachend erachteten schlechten Lüfte, die sog. Miasmen, nicht weiter in die Innenstadt tragen sollte. Federführend an der Betreuung der Pestkranken war zu Beginn des 17. Jahrhunderts der berühmte Mediziner Paul Weinhart. Dieser hatte auch großen Anteil daran, dass der nächste Stopp der Führung errichtet wurde, nämlich die Dreiheiligenkirche, welche den „Pestheiligen“ Sebastian, Pirmin, Rochus und Alexius mit der Hoffnung geweiht wurde, dadurch ein weiteres Umgreifen der Pest zu verhindern.
Den nächsten Stopp machten wir an der Theologischen Fakultät, wo Frau Weber etwas auf die Gründung der Innsbrucker Universität einging, welche auch auf ein durch die Jesuiten im 16. Jahrhundert gegründetes Gymnasium zurückging. Auch über die Hofburg und den Dom wusste Frau Weber vieles Interessantes zu berichten. Die routinierte Stadtführerin vermochte es mit kräftiger Stimme auch nach über 90 Minuten noch, dass die TeilnehmerInnen weiterhin interessiert zuhörten.
Am Goldenen Dachl endete unsere spannende Führung nach fast zwei Stunden und nachdem letzte Fragen beantwortet wurden, honorierte die interessierte Gruppe die beachtliche Ausdauer und das fundierte Wissen von Frau Weber mit einem kräftigen Applaus.
Anschließend kehrten noch einige Mitglieder und Interessierte ins Gasthaus Goldenes Dachl zum gemeinsamen Abendessen ein.
Nachdem unsere Ausstellung nun bereits für drei Monate im Centrum für Chemie und Biomedizin (CCB, Innrain 80-82) und anschließend für beinahe ein halbes Jahr im Hörsaalfoyer der Frauen-Kopf-Klinik einer interessierten Öffentlichkeit präsentiert werden konnte, die Rückmeldungen aber anhaltend positiv gewesen sind, bemühten wir uns bereits frühzeitig einen nächsten Ort für „Medizin in Vitrinen“ zu finden. Unser langjähriger Förderer und besonderer Freund, DDr. Mag. Wolfgang Markl, MSc, kaufmännischer Direktor des LKH Hall in Tirol, ermöglichte uns auf Nachfrage nun ein Übersiedeln in das Eingangsfoyer des LKH Hall in Tirol. Über die Möglichkeit, an dieser besonders schönen, hellen und hochfrequentierten Stelle auszustellen, haben wir uns natürlich sehr gefreut!
In der letzten Juniwoche wurden die Vitrinen, weiterhin dankenswerterweise ausgeliehen vom Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck (Direktor: DDr. Lukas Morscher), bereits nach Hall transportiert, in den ersten Julitagen erfolgte die bereits routinierte Bestückung der Vitrinen.
Am 05.07.2016 organisierten wir gemeinsam mit der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit des LKH Hall (Mag. Sylvia Ainetter) eine (nunmehr also dritte) Eröffnungsveranstaltung unserer (mittlerweile gewordenen) Wanderausstellung. DDr. Markl und unser Vereinsobmann, HR Dr. Christoph Neuner, durften erfreulicherweise etwa 25 interessierte Gäste begrüßen, bevor Univ.-Prof. Dr. Edwin Knapp und Mag. Dr. Christian Lechner auf routinierte Weise durch die unterschiedlichen Objekte führten.
Über die Ausstellung selbst und die Führung am neuen Standort erschien auch ein entsprechender Artikel im hoch3 (Magazin der tirol kliniken).
Am 15. Juni 2016 besuchten wir das Historische Archiv der Psychiatrie im LKH Hall in Tirol. Das Interesse an dieser Exkursion war erfreulich groß. Unser Obmann HR Dr. Christoph Neuner konnte über 30 Interessierte begrüßen. Auch der kaufmännische Direktor des LKH Hall in Tirol und besondere Förderer des Pesthaus‘, DDr. Mag. Wolfgang Markl, MSc, gab anschließend eine kurze Einführung.
Der für das Archiv zuständige Historiker Mag. Oliver Seifert führte über das Gelände, die gepflegten Gartenanlagen und Baumgruppen, und präsentierte die neu errichtete, eindrucksvolle Gedenkstätte für die verstorbenen Patientinnen und Patienten, welche auf dem zwischen 1942 und 1945 verwendeten Anstaltsfriedhof begraben wurden. Er behandelte anschaulich die verschiedenen Zeitabschnitte der Psychiatrie und des damit zusammenhängenden, weit verzweigten Gebäudekomplexes.
Ursprünglich ein Kloster, wurde es im Jahre 1830 zu einem Psychiatrischen Zentrum für Gesamttirol und Vorarlberg umgewidmet und in den darauffolgenden Jahrzehnten nach und nach erweitert und vergrößert. Der Besuch des Archivs selbst hinterließ bei den Anwesenden einen besonderen Eindruck. Einige medizinhistorische Objekte zeugen vom kargen Alltag der Betroffenen. Praktisch alle Krankengeschichten seit Anbeginn sind noch erhalten. Immer wieder ergeben sich in diesem Kontext neue Forschungsprojekte und Bucheditionen.
Die Entwicklung der Psychiatrie erfolgte im Vergleich zu anderen medizinischen Fächern eher langsam. Katastrophaler Tiefpunkt waren die Jahre des Nationalsozialismus mit den bekannten Maßnahmen und Geschehnissen. Ende des 20. Jahrhunderts erfolgte europaweit eine grundlegende räumliche und geistige Öffnung, deren gesellschaftliche Verwirklichung in die Köpfe und Herzen der Menschen im Gange ist.
Das angestrebte Ziel ist die Gleichstellung psychischer Krankheiten mit physischen. Ein langer und steiniger Weg für uns alle!
Am 06. April 2016 sprach Ass.-Prof. i.R. Dr. Karl-Heinz Künzel über seine Beschäftigung mit dem Eismann, dessen zufälliger Fund mittlerweile vor einem Vierteljahrhundert stattgefunden hat. Prof. Künzel war bis zum September 2015 an der hiesigen Sektion für Klinisch-Funktionelle Anatomie (Department für Anatomie, Histologie und Embryologie) tätig und ist zudem ebenfalls Mitglied des Freundeskreis Pesthaus.
Bereits der letzte vom Absolventenverein ALUMN-I-MED (Präsident: em. Univ.-Prof. Dr. Dr. h. c. Raimund Margreiter) und dem Freundeskreis Pesthaus organisierte Gastvortrag im Jänner 2016, gehalten durch Univ.-Prof. Dr. Thomas Beddies über die „Berliner Kinderheilkunde während des Nationalsozialismus“, war erfreulich zahlreich besucht worden. Entsprechend wurde bereits Anfang des aktuellen Sommersemesters wiederum ein Gastvortrag geplant. Dieser sollte ebenfalls wieder im weiteren Rahmen des an der Medizinischen Universität Innsbruck (MUI) angebotenen Wahlfaches „Einführung in die Geschichte der Medizin II“ von o. Univ.-Prof. Dr. Gerhard Gaedicke, Dr. Hannes Stofferin und Mag. Dr. Christian Lechner stattfinden.
Auf bereits bewährte Weise bewarb der Freundeskreis Pesthaus den Vortrag von Prof. Künzel, so dass sich letztlich über 250 Leute im großen Hörsaal des Kinder- und Herzzentrums einfanden. Insgesamt für 300 Leute ausgelegt, war der Hörsaal also zur großen Freude aller Organisatoren beeindruckend besetzt.
Diese drückte o. Univ.-Prof. Gaedicke in seiner Begrüßung nochmals klar aus und freute sich besonders auch über die zahlreichen jungen ZuhörerInnen, darunter viele Studierende beider Universitäten. Zudem unterstrich er, wie wichtig eine Beschäftigung mit der eigenen Geschichte sei und erwähnte dabei auch, dass es in Innsbruck zwar an der MUI kein wie an vielen deutschen Universitäten übliches Institut für Medizingeschichte gibt, dass aber „veritable Medizingeschichte“ von den HistorikerInnen des Institutes für Geschichte an der Stammuniversität betrieben wird. Anschließend begrüßte auch Dr. Stofferin das Plenum und stellte Prof. Künzel selbst und dessen akademisches Werk vor. Über vierzig Jahre hat er Generationen von Medizinstudierenden im Sezierkurs in der Anatomie unterrichtet und hat sich durch seine freundliche Art immer großer Beliebtheit innerhalb der Studentenschaft erfreut. Diesen hat er bereits als Student im Sezierkurs, später als Tutor am Institut und seit Anfang 2015 als Assistenzarzt für Anatomie als Lehrer, Mentor und mittlerweile Freund kennen und schätzen gelernt.
Nachdem Ötzi am 19. September 1991 von einem deutschen Ehepaar bei einer Bergwanderung zufällig gefunden wurde, dauerte es letztlich nur wenige Tage bis die Mumie ans Innsbrucker Anatomische Institut zur weiteren Konservierung gelangte, erfuhren die Anwesenden von Prof. Künzel. Bereits von Anfang an war dieser an den für den weiteren Erhalt des Eismannes so wichtigen Konservierungsarbeiten und -methoden beteiligt. In Zusammenarbeit mit mehreren WissenschaftlerInnen aus einschlägigen Disziplinen und unterschiedlichen Firmen aus dem Bereich der Kühlungstechnik entwickelten die Anatomen eine Kühlkammer für Ötzi, in der er letztlich bis zu seinem Umzug nach Bozen im Jahre 1998 einen Großteil seiner Zeit verbringen sollte. Die interessierten Zuhörer erfuhren vom erfahren und routiniert vortragenden Anatomen, wie viele Dinge bei diesen Techniken zu bedenken waren und insbesondere wie schwierig dies beim damaligen Stand der Technik letztlich war. Trotz dieser theoretischen Inhalte vermochte Prof. Künzel dabei durch seine anschauliche Vortragsweise keine Langeweile aufkommen zu lassen. Zudem führte Herr Prof. Künzel aus, wie viele unterschiedliche Disziplinen bei den zahlreichen Untersuchungen am Eismann beteiligt waren. Angefangen von den HistologInnen und PathologInnen, über endoskopisch tätige ÄrztInnen bis hin zu den BotanikerInnen, welche unter anderem den Mageninhalt vom Eismann untersuchten, um hier nur einige wenige zu nennen. Auch von den möglichen Szenarien, wie Ötzi zu Tode kam, erfuhren die Interessierten und fühlten sich dabei an die Fernsehreihe „Aktenzeichen XY…ungelöst“ erinnert. Geendet hat Prof. Künzel in seiner bescheidenen Art mit der namentlichen Erwähnung aller Hauptbeteiligten an der Konservierung bzw. den Untersuchungen des Eismannes.
Im Anschluss konnte der Freundeskreis Pesthaus dank der Unterstützung der Tiroler Sparkasse die Interessierten noch auf ein Getränk und anschließende Diskussion einladen.