Am Freitagmorgen, den 12.05.2023, traf sich eine Gruppe unserer Vereinsmitglieder am Hauptbahnhof Innsbruck in freudiger Erwartung der geplanten Exkursion nach Bologna. Schon beim Zusammenwarten am Bahnhof wurde das freundschaftliche Miteinander, das viele unserer Vereinsmitglieder verbindet, offensichtlich. Immerhin fuhren wir nun schon nach Ausflügen nach Basel 2018, Padua 2019, Wien 2021 und Heidelberg 2022 das fünfte Mal gemeinsam zu einer medizinhistorischen Exkursion.
Nachdem sich alle pünktlich eingefunden hatten, wechselte unsere reiseerfahrene Gruppe zum Bahnsteig, wartete kurz und stieg dann in den Zug ein. Ein Teil der Gruppe war bereits in Jenbach zugestiegen und lotste uns zu unseren reservierten Sitzplätzen. Ein Teil unserer Sitzplätze war bereits von mehreren Personen besetzt, welche trotz mehrfacher freundlicher Aufforderung diese uns nicht überließen. Die Geduld unseres Obmanns wurde aufs Äußerste strapaziert und der hinzugezogene Schaffner führte letztlich eher zu einer Eskalation der Situation. Jedenfalls saßen schließlich alle Mitfahrenden auf den für sie vorgesehenen Plätzen und verbrachten eine vergnügliche Fahrt. Das jüngste mitfahrende Vereinsmitglied sorgte mit seinen knapp drei Lebensjahren immer wieder für kreative Abwechslung, so dass bald Bologna Centrale der nächste Halt war.
Das Wetter war leider, entgegen früherer Exkursionen, äußerst schlecht gemeldet, so dass es kaum verwunderlich war, dass wir auf den letzten Kilometern einem dunklem, von Blitzen erfüllten Himmel entgegenfuhren. Am historischen Bahnhof angekommen, mussten wir uns bei starkem Regen zu unserem Hotel gleich gegenüber sputen, da aus organisatorischen Gründen noch am Ankunftstag die erste wichtige Station unserer Reise besucht werden musste. Im Palazzo dell’Archiginnasio, welches Besucher:innen nur auf vorherige Reservierung zu bestimmten Zeitslots einlässt, besichtigten wir das historischen Anatomische Theater. Dort hielt unser Schriftführer Prof. Knapp, der nach Abschluss des Studiums eine prägende Zeit als Assistent auf der Anatomie verbracht hatte, spontan eine Kurzvorlesung über die Wichtigkeit der Anatomie und die humanistische Geisteshaltung seines anatomischen Lehrers, Prof. Gustav Sauser. Nach dieser eindrucksvollen Vorstellung wanderten wir durch das Palazzo und erkundeten unter anderem die historische Bibliothek im berühmten Stabat-Mater-Saal.
Bei Regen ging es anschließend zurück zum Hotel zum Umziehen, bevor wir uns zu unserer Abendreservierung im Restaurant „Dal Biassanot“ aufmachten. Die bereits im Vorfeld erfolgten organisatorischen Vorbereitungen mit diesem sehr gut bewerteten Gasthaus waren durchaus umständlich, leider nur ging dies vor Ort weiter, so dass erst nach einem gewissen Hin und Her von den Kellner:innen verstanden wurde, was wir bereits vorab vereinbart hatten. Dieses Mühsal wurde schließlich durch sehr gute Bewirtung wieder wett gemacht und unsere Gruppe durfte ein hervorragendes mehrgängiges Menü samt guter Weinbegleitung genießen.
Durch die Anreise etwas ermüdet, wechselten die meisten Mitfahrenden anschließend wieder in das Hotel, unterstützt in ihrer Entscheidung vom weiterhin sehr bescheidenen Wetter. Hierbei gilt allerdings zu sagen, dass wir uns in Anbetracht des Regens wohl kaum eine bessere Destination aussuchen hätten können, immerhin ist die gesamte Innenstadt mit Arkaden versehen, die größtenteils regenfreie Wege ermöglichen.
Am Samstag spazierten wir bei Regenfreiheit zur „Luigi Cattaneo” Anatomical Wax Collection. Aufgrund eines Missverständnisses von Seiten der Museumsbetreibenden mussten wir dort kurz auf unsere Museumsführerin warten, die uns am Vormittag an unserem Nachmittagsziel erwartete. Es ließ sich im schönen Vorgarten des Museums aber fein warten, und wenige Minuten später erfuhren wir bereits allerhand über das medizinhistorische Bologna, die Konkurrenz zu Florenz und Bedeutsamkeit des Materials Wachs für die medizinische Lehre und Forschung vor einigen Jahrhunderten.
Nach dieser spannenden Führung machten wir uns in kleineren Gruppen zu individuellen Mittagspausen auf, ein Teil von uns nützte die Zeit und bestieg einen der beiden berühmten Zwillingstürme, nämlich den degli Asinelli. Auf diesen führen 498 Stufen. Für diese Anstrengung wurden wir allerdings mit einem sehr schönen Rundumblick auf Bologna belohnt. Auch der jüngste Mitfahrende ließ sich die Turmersteigung nicht entgehen und wurde einmal rauf- und dann wieder runtergetragen.
Am Nachmittag bekamen wir bei unserem geführten Besuch durch das Museum im Palazzo Poggi einen weiteren Eindruck von der medizinhistorischen Wichtigkeit der Stadt Bologna. In diesem Wissenschaftsmuseum ist unter anderem die wichtigste zeitgenössische Sammlung an geburtshilflichen Wachsobjekten zu sehen, fabriziert von Giovanni Manzolini ab der Mitte des 18. Jahrhunderts.
Nach diesen beiden spannenden Führungen nutzten viele den soweit schönen Tag und bummelten noch etwas durch das schöne Bologna, bevor wir uns abends in der nahe dem Hotel gelegenen Pizzeria „Il Veliero“ wieder trafen. Die kulinarische Versorgung war erneut hervorragend, wenn auch die Kellner mit unserer großen Gruppe äußerst gefordert waren. Nach diesem langen Tag wechselte die meisten Mitfahrenden anschließend ins Hotel.
Der Sonntagvormittag war erneut für wenige Stunden zur individuellen Tagesgestaltung reserviert. Um 11:00 Uhr trafen wir uns wieder beim Hotel, um gemeinsam zum gegenüberliegenden Bahnhof zu spazieren. Leicht fanden wir unser Gleis und auch der Zustieg gestaltete sich erfreulich komplikationslos. Die Rückreise war erneut von freundschaftlichem Austausch geprägt, vielfach drehte sich das Gespräch schon um mögliche nächste Ziele für unsere Vereinsreise 2024.
Zusammenfassend war es erneut ein sehr schöner Ausflug mit spannenden Programmpunkten und angenehm-freundschaftlicher Atmosphäre.
Beitagsbild: Unsere Reisegruppe im Stabat Mater-Saal (© Freundeskreis Pesthaus).