Der 18. Oktober 2022 wird in die Geschichte unseres Vereins als Tag einer besonderen Veranstaltung eingehen. Verzögert durch die langen Monate der Pandemie und die aufwendige Nachgestaltung der für die Ausstellung vorgesehenen Räumlichkeit, konnten wir endlich die uns überlassene Einrichtung der in Innsbruck tätigen praktischen Ärztin Dr. Vera Erismann (geb. 1919 in Bonn, gest. 2018 in Innsbruck) präsentieren.
Mit großer Freude konnte unser Obmann Mag. Dr. Christian Lechner die aus der Schweiz angereiste Nichte von Dr. Erismann, Frau Barbara Häggi-Erismann sowie deren Ehemann Herrn Andreas Häggi, und die langjährige Arzthelferin, Frau Olga Sattler aus Innsbruck begrüßen. Zudem bedankte sich Dr. Lechner bei den vielen Unterstützer:innen bei der Wiedereröffnung der Praxis Dr. Erismann, allen voran Matthias Erler und Stefan Eller von der Tischlerei Erler in Volders.
Anschließend berichtete Dr. Lechner kurz von der Geschichte unseres Vereins und der Entwicklung des Saluteums als Schauraum, bevor auf das Leben und Wirken der Geschenkgeberin eingegangen wurde. In berührenden Worten erzählte Dr. Lechner neben der Familiengeschichte von der umfassenden Ausbildung in der Schweiz, in Deutschland und Österreich, von der liebevollen Hingabe und Fürsorge für ihre Patient:innen und von ihren Sprachkenntnissen (Russisch, Französisch, Italienisch, Englisch, Niederländisch und Deutsch). Frau Dr. Erismann war auch kulturell aktiv – zum Beispiel als Mitgründerin des russisch-orthodoxen Chors und bei zahlreichen Vorträgen im Club der Tiroler Akademikerinnen). Für die Patient:innen war sie jederzeit erreichbar und machte Visiten mit dem Fahrrad in ganz Innsbruck. So entstanden enge Verbindungen und Freundschaften und die noch lebenden Patent:innen und Nachbar:innen in der Claudiastrasse erzählen von ihrer Herzlichkeit und Anteilnahme und erinnern sich vor allem auch an den Röntgenapparat mit dem sie durchleuchtete und Aufnahmen schoss.
Besonders berührend waren dann die Ausführungen ihrer Nichte, Frau Barbara Häggi-Erismann, die wunderbar erzählte und ihre Tante von der familiären Seite schilderte. Frau Dr. Erismann war nicht verheiratet, kümmerte sich um ihre Eltern und pflegte sie bis zu deren Tod. Die Nichten und Neffen wurden in der Ferien nach Innsbruck eingeladen und ihre Unpässlichkeiten mit Eierlikör behandelt. Unterstützt wurde Frau Häggi-Erismann von der Ordinationshilfe, Frau Olga Sattler und die Zuhörer:innen fühlten sich in eine Welt versetzt, die es heute nicht mehr zu geben scheint. Die Anwesenden waren voll des freundlichen Lobes für die aktiven Protagonist:innen bei der Wiedereröffnung der Praxis Dr. Erismann.
Abschließend möchte ich aus der Informationstafel im Saluteum zitieren:
Frau Dr. Vera Erismann steht durch ihren jahrzehntelangen großen Einsatz beispielhaft für die zahlreichen engagierten Tiroler Allgemeinmediziner und die anhaltende Wertschätzung und Freundschaft ihrer Patient:innen ist der verdiente Lohn dafür.
Der Abend endete mit einem hervorragenden Abendessen im Gasthof Goldener Löwe in Hall.
Beitragsbild: Vera Erismann in den frühen 1940ern.
Text: Dr. Edwin Knapp
Fotos: Heinz Ehwald